Gfr Hopfgartner "Pioniere wie immer" oder ein verpasster Rückflug nach dem Urlaub

Die Erinnerungen des Gfr. Erwin Hopfgartner. Diese Geschichte kann man nicht erfinden, die muss er so erlebt haben. Ich danke das wir daran teilhaben dürfen.

Auch die Bilder sind unschätzbare Zeitdokumente.

LCpl Erwin Hopfgartner unten 1976 und im Jahr 2024 links.

N THE SERVICE OF PEACE
Meine Erlebnisse als Peacekeeper bei den UNDOF Truppen am Golan im Jahr 1976
Am 09 02 1976 rueckte ich in die Maria Theresien Kaserne ein um meinen Dienst bei den UNO
Friedenstruppen zu beginnen.
Wir waren wirklich ein bunt gemischter Haufen und wie sich bald herausstellte hatten meine
Zimmerkollegen alle grosse Lust auf ein Abenteuer im Ausland.
Wir durchliefen alle notwendigen Tests und wurden alle fuer tauglich befunden. Dies war fuer uns
ein Grund zum Feiern und so ignorierten wir den Rat vor der Impfung keinen Alkohol zu trinken.
Das Ergebnis war fatal. Vor mir sind 2 Kameraden unmittelbar nach der Impfung
zusammengebrochen und einer knallte mit den Kopf auf einen Heizkoerper und zog sich eine
ordentliche Platzwunde zu. Ich hatte enorme Schmerzen und konnte noch bis zur Garderobe
kommen und bevor auch ich umkippte setzte mich ein Sani auf eine Bank. Beim Antreten zum
Abendsport musste ich passen weil ich meinen rechten Fuss kaum bewegen konnte. Anstatt
Abendsport musste ich dann den endlos langen Gang schrubben.
Vor dem Abflug hatten wir dann die letzte Nacht Ausgang bis um 06.00. Ich war mit einen
Kameraden nach Baden zum Heurigen gefahren und danach besuchten wir noch eine Baar in
Wien. Kurz vor 06.00 waren wir wieder zurueck in der Kaserne. Dann ging es schon los Richtung
Flughafen. Fuer mich war es der erste Flug in meinem Leben. In Damascus dann antreten und
aufsitzen und schon ging es los Richtung Camp.
Ich wurde den Pionieren zugeteilt und zog im Pionier Bungalow ein. Wir hatten jede Menge Arbeit
und so vergingen die 3 Monate bis zum Heimaturlaub sehr rasch. Ich arbeitete als Schlosser in
der Werkstaette und fuhr raus auf die Positionen um hauptsaechlich Schweissarbeiten zu
verrichten. Pioniere wissen nicht nur zu arbeiten sondern auch ordentlich zu feiern und das haben
wir auch gemacht.
Nachdem mein Urlaub in Oesterreich zu Ende ging fuhr ich mit dem Zug nach Wien zum
Flughafen. Ich war auch puenktlich um 21.00 da, aber da war kein Soldat weit und breit. Ich erfuhr
dann dass meine Kameraden schon um 09.00 abgeflogen sind. Dummer Fehler von mir. Also fuhr
ich in die Kaserne um mich beim Heimatstab zu melden. Die Wache am Haupttor lies mich im
Wachlokal schlafen. Punkt 07.00 machte ich Meldung beim Spies. Das Donnerwetter werde ich
nie vergessen. Nach endlosen Gebruelle hat mich der Spies aus seinen Buero rausgeschmissen.
Ich sollt schauen dass ich aus seinen Blickfeld verschwinde.
Dies habe ich auch gemacht. Habe meinen Seesack geschnappt und bin beim Haupttor raus
ohne, dass mich jemand kontrolliert hat. Mit einem Taxi zum Flughafen, weil mir war klar, ich
musste zurueck auf meinen Posten und dies so rasch wie moeglich. Leider war der naechst
moegliche Flug nach Damascus erst nach 7 Tagen. Aber die Dame am Schalter der ELAL hatte
Verstaendnis fuer mein Problem, da sie wohl auch Soldatin war buchte sie mich in eine
abfliegende Maschine. Nach 4 Stunden war ich in Tel Aviv, das war so knapp nach Mittag. Nun
fuhr ich per Autostopp weiter und schaffte es bis Tiberias. Nur am Abend in Tiberias ging es
zunaechst fuer mich nicht mehr weiter. Ich versuchte ein Taxi zu bekommen aber niemand wollte
Nachts am Berg hoch fahren. Ich versuchte auch 2 alte Maenner die bewaffnet waren zu
ueberreden mitzufahren. Nicht fuer viel Geld sagten sie. Als ging ich runter zum See und da sah
ich einen Jeep von den Iranern vor einer Baar stehen. Der Fahrer erklaerte sich bereit auf meinen
Seesack aufzupassen wenn ich ihn auf der anderen Strassenseite abstelle. In der Baar waren 2
Offiziere am Feiern. Ich gesellte mich zu ihnen und sie versprachen mich mit rauf zu nehmen.
Nach etlichen Drinks ging es um 02.00 endlich los. Ich dachte jetzt habe ich es geschafft und bin
eingeschlafen. Ploetzlich hatte der Fahrer angehalten und die Offiziere erklaerten mir ich muesse
jetzt aussteigen, weil sie koennen mich nicht ueber die Grenze bringen. Das war kurz vor dem
Camp CANLOG. Also bin ich da im ersten Morgengrauen zu Fuss Richtung Tor marschiert bis ich
mit scharfen Kommando gestoppt wurde. Gleich danach war ich am Boden liegend von mehreren
Soldaten umringt. Mein Seesack wurde ausgeleert und ich komplett durchsucht. Danach durfte
ich mit ins Camp und bekam ein Bett um ein paar Stunden zu schlafen.
Als ich aufwachte war mein Seesack neben mir und eine Flasche Jonny Walker lag oben drauf.
Meine Playboy Hefte waren allerdings weg. Das war wohl der Deal. Also stand ich auf und ging
zur Funkstation, dort habe ich einen Funkspruch zum Hotel abgesetzt. Mit der Meldung wo ich
abzuholen waere. Der Kamerad war so nett und gab mir den Rat zu verschwinden weil ich
international zur Fahndung wegen Fahnenflucht ausgeschrieben sei. Bald danach hat mich die
Millitaerpolizei abgeholt und direkt zum Batallionsraport geliefert. Da durfte ich meinen Bericht
machen, ganz ohne Gebruell, danach wurde ich raus geschickt und die Herren haben das
Strafmass festgelegt. Von nun an sollte ich nicht mehr ein Pionier sein sondern meinen Dienst dort
versehen wo ich gebraucht werde, also alsZBV. Ausserdem wuerde ich beim kleinsten Vergehen
unehrenhaft entlassen und von der Abschlussparade und Medailienverleihung waere ich auch
ausgeschlossen.
Nun hatte ich eine wirklich harte Zeit vor mir aber ich bin da durch ohne den kleinsten Fehler und
so habe ich zum Schluss doch noch die Medailie erhalten ohne an der Parade teilnehmen zu
duerfen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Und drotzdem PIONIERE WIE IMMER
Erwin Hopfgartner im Jahre 2024

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