Erinnerungen des OStWm a.D. Christian Hauser

Mein erster Einsatz Mai - Dezember 1984

 

Ich war ein junger Miliz Wachtmeister als ich im Mai 1984 meinen Einberufungsbefehl zum AUSBATT erhielt. Vor diesem Abenteuer führte mich meine weiterste Reise an die obere Adria nach Bibbione . Dementsprechend groß war die Aufregung vor dem Abflug nach Damaskus. Schon die Vorbereitung in der Maria Theresia Kaserne in Wien war spannend, besonders die Impfungen haben es mir angetan. Ich hatte keinerlei Vorstellungen was mich im Einsatzraum erwarten würde. Keine Ahnung von der Kultur, der  Religion oder der Lebensweise in Syrien und Israel. Nur eben die üblichen Gerüchte die man an der Heimatfront über den Einsatz am Golan hörte.

Die RayBan gehörte schon zu Hause zur Standartausstattung

Ab mit der Mähne

Heute unvorstellbar, 1984 kein Problem. Ein Besuch im Cockpit - dem Piloten über die Schulter blicken

Flughafen Wien Schwechat - Es geht los!!!

Mein allerster Flug und ich hatte das Glück ein Ticket für die First Class erhalten zu haben

Camp Wache - eine verantwortungsvolle Arbeit für die Sicherheit des Camps verantwortlich zu sein. Bei einem "Wachvergehen" lernte ich damals Mjr Buchinger (Tulpe 50) erstmals kennen. Ich trat mit meinen Männern gerade den Dienst als Wache an. Ich saß im Wachlokal und füllte gerade den Wachrapport aus, als ich aus den Augenwinkeln heraus sah, dass sich der Schranken öffnete und ein nicht rein weisses Fahrzeug den Schranken passierte. Da stimmte etwas nicht. Ich sprang auf nahm mein 77er und lief dem Fahrzeug hinterher. Auf Höhe des BaonKdo hatte Mjr Buchinger, der dort gerade zufällig ging, das KFZ bereits gestopt und wild gestikuliernd mit dem Fahrer gesprochen. Ich trat näher und sah, dass es sich um einen Jeep russsicher Bauart handelte und im Fahrzeug 4 schwer bewaffnete syrische Offiziere saßen. Mjr Buchinger komplementierte das Fahrzeug samt Insassen wieder aus dem Camp. Es waren der syrische LO und angeblich 3 Offiziere der Muhabarat. Syrischer Geheimdienst. Sie wollten im PX einkaufen.

Meine Funktion. Ich war etwas entäuscht weil ich nicht in der Zone Dienst versah. Ich wurde WachGrpKdt der 1. Kompanie. Später war ich mit dieser Funktion sehr zufrieden, da ich nur jeden 4. Tag Dienst hatte. In den Tagen dazwischen war ich in der DfUO Kanzlei und ging dem Spieß VzLt Zisser Ewald zur Hand. Auch hatte ich die Gelegenheit bei unzähligen Versorgungsfahrten auf den Berg oder nach Damaskus viel zu sehen und zu erleben.

Vor dem Schranken und der Blick auf das Dorf Faouar.

Ich mit dem syrischen Verbindungs Offizier (LO) besonders interessant das er ein US Airforce T Shirt trägt.

Ein paar Impressionen aus dem Camp Faouar

Abseits des Camps

In Basra

Meine Firmung in Nazareth

Ein besonderes Erlebnis war meine Firmung am 13.10.1984 in der Verkündigungsbasilika in Nazareth. Die anschließende Feier fand in einer Schule statt die von österreichischen Ordensschwestern geleitet wurde. Bei gutem Essen, Musik und Tanz feierten wir ausgelassen mit den Schwestern. Selbstverständlich brachten wir zum Dank für die Gastfreundlichkeit auch kleine Geschenke mit. Darunter war auch eine Flasche Barcadi an der sich, zu unserer Verwunderung, die Schwestern reichlich bedienten. Unvergesslich!!!!!

Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps

Medal Parade Dezember 1984

Leider sind auch mir viele Fotos abhanden gekommen. Damaskus, Israel Recreation, meine Besuche in der Zone leider alles bei meiner Scheidung verschwunden.

Mein 2. Einsatz November 1985 - Juli 1986

von Christian Hauser

Als kurze Erklärung für Besucher dieser Seite die nicht  mit dem Dienst unserer Soldaten in einem Einsatzraum auf einem Stützpunkt vertraut sind. Der Einsatz am Golan dauerte in der Regel 6 Monate. Wir hatten jeden Monat 4 "Off Days" an denen wir also dienstfrei hatten und uns in der Region bewegen durften. Entweder bei organiserten Recreationen die uns nach Nordsyrien (Aleppo, Homs, Palmyra, Latakia ect) oder nach Israel (Heilige Stätten, Eilat usw) oder auch nach Jordanien führten, oder wir nahmen es selbst in die Hand und reisten per Bus oder Leihauto manchmal auch mit Fahrzeugen der UNO durch die Länder. Besonders beliebt waren dabei Netanja am Mittelmeer  und Eilat am Roten Meer. Einmal pro Einsatz hatte man 3 Wochen Urlaub in dem man entweder nach Hause flog oder die Tage in der Region verbrachte.

Der Dienst auf den Stützpunkten war eher eintönig. Auf meinem Stützpunkt, Position 17, waren wir 8 Soldaten. Der Beobachtungsbetrieb war eine 24/7 Aufgabe. Die sogenannten WaPo's (Wachposten) versahen abwechselnd im 4 Stunden Takt Dienst am Wachtum und beobachteten die AOS (Area of Seperation) um die Einhaltung des Truppentrennungsabkommens zu kontrollieren. Jegliche Verletzung des Abkommens wurde in die COMCEN (Kommando Zentrale), die sich im Camp Faouar befand, gemeldet. Die Soldaten welche nicht gerade Dienst am Turm hatten, hatten eine sogenannte Regeldienstzeit die von 07:00 bis 15:30 (Wochenende und Feiertage frei) dauerte. In dieser Zeit wurde der Stützpunkt in Schuss gehalten und es wurde ausgebildet, Waffendrill, wiederkehrende Belehrungen über den Waffengebrauch, Alarmübungen, Selbst- und Kameradenhilfe, Minen Erkennung u.v.m.. Der Rest des Tages war Freizeit. Da man nicht vom Stützpunkt runten kam musste man sich eben selbst beschäftigen. Wir hatten ein Fernsehgerät mit Videorecorder. Wenn ich mich richtig erinnere hatten wir 3 - oder 4 Videos die wir immer wieder schauten.  Wir spielten Gesellschaftspiele, Karten usw. Die Zeit wurde auch genützt um Wäsche zu waschen, Briefe zu schreiben oder ein Buch zu lesen. Selbstverständlich wurde jeder Anlass dazu genützt um zu feiern. Geburtstage, Weihnachten und Silvester, Faschingdienstag oder auch die eine oder andere Themenparty, dazu aber mehr im Laufe des Berichtes. Das gefährlichste am Leben auf einen Stützpunkt ist Langeweile. Sie müssen sich vorstellen wir hantierten täglich mit scharf geladenen Waffen, jeder hatte 60 Schuss scharfe Munition. Daher versuchten wir erst gar nicht Langeweile aufkommen zu lassen. Besonderen Belastungen waren die Soldaten der Bergkompanie (1.Kompanie) ausgesetzt. Im Winter konnte es sein, dass sie wochenlang, wegen der Schneemassen am Mount Hermon, nicht erreichbar waren. Man kann sich vorstellen welch hohe psychischen Belastungen diese Soldaten ausgesetzt waren wenn man für einen langen Zeitraum nicht aus dem beengten Stützpunkt raus kann und das bei Stürmen von bis zu 150 km/h. Bei solchen Verhältnissen kann ein Funke genügen um eine Katastrophe auszulösen.

Position 17 meine neue Heimat

Zwei Tage vor Weihnachten 1984 endete mein erster Einsatz. Nicht einmal ein Jahr später saß ich schon wieder im Flieger Richtung Damaskus.

Diesmal hoffte ich, dass ich in der Zone eingesetzt werde. Mein Wunsch wurde erfüllt. Ich kam als KdtStv auf die Pos. 17 und übernahm nach der Rotation das Kdo. als "LÖWE 17/50"

 

Die Pos 17 lag etwas abgelegen oberhalb der Ortschaft Hadar auf etwas 1.700 m. Der Anfahrtsweg war mehr als mühsam, was auch der Grund dafür war, dass sich selten Vorgesetzte blicken ließen. Dies sollte sich ändern als bekannt wurde, dass hier ein Koch seinen Kochlöffel schwang der ein wahrer Meister seiner Zunft war. Das es so ganz nebenbei auch noch ein begnadeter Zauberkünstler war sei nur so nebenbei erwähnt. Bald hatten wir den Spitznamen "Party - Botega".

 

Wann immer, wer immer etwas zu feiern hatte trat an uns heran. UNTSO, HQ Damaskus Baons Kdo usw. Dies hatte für uns den Vorteil, dass wir immer bestens versorgt waren.

 

Auch wenn uns diese vielen Party's und Feiern den Ruf einer "Party - Botega" einbrachten möchte ich ausdrücklich betonen, dass wir unseren Auftrag stets plichtbewußt erfüllten.

Ein Zitat unseres damaligen KpKdt. Hptm Hauzar kann ich bis heute nicht nachvollziehen.

So geschehen bei der Begrüßung der Geckos im Camp. Hptm Hauzar fragte die angetretenen Neuankömmlinge allen Ernstes wer von ihnen eine Automatik - Uhr trage? Ein- zwei Soldaten hoben die Hand. Hptm Hauzar:" Dann habt ihr Pech gehabt, ihr kommt nicht auf Pos. 17, denn mit einer Automatik Uhr muss man sich ab- und zu bewegen!" Zitat Ende. Ich weiß bis heute nicht was er damit meinte (Satire Ende)

 

Die 17er Crew

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die meisten Namen meiner Kameraden vergessen habe. Leider sind meine Notizen verloren gegangen. Vielleicht kann ich sie mit Eurer Hilfe wiederfinden.

Dienst und Leben auf 17

Wie auf den meisten Posititionen war auch bei uns der tägliche Ablauf geprägt von Routinen. Unser Hauptauftrag war die Beobachtung der B - Linie. Halbrechts unserer Position, Entfernung ca. 300 m  war ein Baons Gefechtstand der Syrer, versteckt hinter einem Erdwall. Nur die betonierten Stellungen und der Turm eines T 54, dessen Turmluke bei jeder Witterung offen stand, war zu sehen. Ab und an bezogen sie ihre Stellungen und wir setzen einen Report ab. Nichts aufregendes. Bis zu einem Sonntag. Wir waren alle am Beitl - Beach versammelt und genossen die Sonne, tranken Tee und ließen den Schmäh laufen, "schweierten". Als plötzlich der WaPo vom Turm meldete, dass die Syrer in die Stellungen gingen. Da dies öfter der Fall war, war ich nicht sonderlich beunruhigt und ich befahl weiterzubeobachten und dies im Auge zu behalten. Bis plötzlich die sonntagliche Ruhe durch Schüsse unterbrochen wurde. Es brach sozusagen die Hölle los. Einzelgewehrfeuer und Feuerstöße aus automatischen Waffen. Ich befahl sofortige Alarmbereitschaft herzustellen und die Alarmstellungen zu beziehen. Ich selbst stürmte in Badehose auf den Turm um mir selbst ein Bild der Lage zu verschaffen. Waren die Syrer verrrückt geworden? Ich selbst konnte mich davon überzeugen, dass die Syrer in ihren Stellungen waren und geziehlt in die Zone feuerten. Ganz deutlich waren die Einschläge innerhalb der Linie zu beobachten und Abpraller zischten über unsere Köpfe. Ich setzte einen "Shooting Report" ab und alarmierte die EGG, da nicht abzusehen war wie sich diese Situation weiterentwickeln würde. Erst jetzt konnte auch ich mich adjustieren und bezog Stellung hinter den Sandsäcken am Turm und beobachtete weiter. Wer die Strecke Camp Faouar - 17 kennt kann sich vorstellen wie lange es gedauert hat, dass die EGG bei uns eingetroffen ist. Mit der EGG gleichzeitig eingetroffen ist der S3 ein Kärtner Major und der syrische LO. Beide sind sofort rüber gefahren zu den Syrern, die sich, als sie sahen das der Fahrzeug Konvoi bei uns eintraf, aus den Stellungen zurückzogen. Ich kann mich heute noch erinnern wie mich der Major zusammenstauchte, da die Syrer behaupteten nur eine Übung mit Übungs - Munition durchgeführt zu haben. Daraufhin wies ich den Major respektvoll darauf hin, dass ich mir 1. nicht vorstellen kann, dass eine kriegsführende Partei Übungs Munition in den Einsatzraum mitbringen würde und schon gar nicht eine Armee wie die syrische. Ich gehe davon aus, dass die keinerlei Übungs - Munition hatten und 2. das die "Geller" die über unsere Köpfe rauschten ganz deutlich zu hören waren. Auch die aufstaubende Erde und fliegende Steine waren keine Einbildung.  Wutentbrannt bestieg er wieder den Pinzgauer und fuhr wieder rüber zu den Syrern. Als er wieder zurückkam zog  er wortlos die EGG ab und fuhr wieder zurück ins Camp, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Später erfuhr ich, dass es wegen des Vorfalles eine offizielle Note von UNDOF an die syrische Armeeführung gab da es ganz eindeutig eine Verletzung des Abkommens war.

Besagter Beitl - Beach an dem unser "schweiern" je unterbrochen wurde

Der syrische Baons Gefechtstand und ein paar Relikte des letzten Krieges

Auf die Relikte des letzten Krieges stieß man überall. Dieses Minenfeld lag unweit unserer Position neben unserem Patrouillenweg und erinnerte uns ständig daran welche Gefahren ständig präsent waren.

Bis auf ein paar "Over Flights" durch syrische Hubschrauber war es in unserem Bereich sonst sehr ruhig.

Auf der gegenüberliegenden Seite, auf dem Kamm eines Ausläufers des Mount Hermon war eine Abhörstation der IDF. Umgeben von einem Zaun war von uns aus auch eine Wachhütte sichtbar. Aus dieser Wachhütte wurde von den Posten immer wieder Handgranaten geworfen. Vornehmlich auch an Sonntagen. Ja, der Sonntag ist eben in Israel ein ganz normaler Arbeitstag. Von Zeit zu Zeit sind auch israelische Centurion Panzer dort oben aufgetaucht

Von dieser IDF Abhörstation wurde der gesamte syrische Funkverkehr abgehört.

Aufgenommen durch das Binocular, daher schlechte Qualität.

Im Bild links unten kann man die Wachütte neben der Antenne erkennen und unmittelbar darunter den Zaun der den Stützpunkt umgab. Bei Reparaturarbeiten am Zaun tauchten immer wieder Centurion Panzer am Bergkamm auf.

Als ich in November ankam war noch Winter und die Versorgung wurde mittels SPz durchgeführt.

Der noch tiefverschneite Mt. Hermon

Wie schon oben geschrieben bestimmte die Routine unseren Alltag. Beginnend mit dem gemeinsamen Frühstück bei der der Tagesablauf und Dienstbetrieb besprochen wurde , WaPO Einteilung, Patrouillen Einteilung, Reinigungsdienst und eben alle anfallenden Arbeiten um den Stützpunkt am Laufen zu halten. Es gab natürlich auch Arbeiten die nicht so gerne, aber trotzdem verrrichtet werden mussten. Kerosin - Öfen reinigen um eine Verpuffung zu verhindern, war eine diese Tätigkeiten um die sich keiner raufte. Müllverbrennung und die wöchtenliche Desinfektion der Böden mit Elsan Blue waren auch nicht besonders beliebt.  Jeder erfüllte seine Aufgaben was er am besten konnte. Ich hatte auch das Glück handwerklich begabte Leute zu haben und so konnten wir viele Reparaturen und Verbesserungen am doch schon in die Jahre gekommenen Stützpunkt vornehmen.

Und unser Cookie verwöhnte uns mit seiner Kochkunst. Wenn der Koch seine freien Tage hatte sprang ich als passionierter Hobbykoch für ihn ein. Besonders in Erinnerung blieb mir eine Lieferung gefrorenes Rindfleisch mit einer Bedienungsanleitung. Die Anweisung lautete nach dem auftauen innerhalb von 6 Stunden verkochen. Nach dem Auftauen wurde der Fleischstempel sichtbar und mir wurde die Anweisung klar. Der Stempel war von 1943. Ich kochte ein kräftige Rindsuppe, dass Fleisch selbst wollte und wollte nicht weich werden, blieb zäh wie ein Schuhsohle. Aber es schmeckte gar nicht so schlecht. Der Semmelkren und die Bratkartoffel dazu ließ ein wenig Heimatstimmung aufkommen.

Weihnachten und Silvester 1985/86

Jeder der diese Tage im Einsatz verbrachte weiß, dass sind ganz besondere Tage und ein ganz besonderes Erlebnis. Gerade Weihnachten fern der Heimat hat  so manchem "harten Hund" eine Träne zerdrücken lassen. Natürlich kamen auch Geschenke aus der Heimat die wir unter dem Christbaum legten und erst am heiligen Abend öffneten. Wir hatten echtes Glück mit unserem Koch, der uns am Weihnachtstag ein 10gängiges Weihnachts Gala Dinner zauberte (siehe Bilder der Speisekarte). Zu diesem Dinner wurden der KpKdt, der ZgKdt und die  Camp Crew eingeladen. Es gab sogar einen Dress Code.

Am Heiligen Abend habe ich den WaPo's frei gegeben. Ich selbst habe von 22:00 - 06:00 Dienst in der Box versehen. Es waren sehr nachdenkliche Stunden und als gegen Mitternacht über unsere Frequenz Weinachtsgrüße der IDF aus dem Funkgerät ertönten, war ich tief berührt. Sogar die Syrer hatten Kerzen in ihren Stellungen enzündet. Eine unvergessliche Heilige Nacht.

Sylvester 1985/86

Silvester hatten wir natürlich auch eine Party. Der Grund war nicht nur der Jahreswechsel, sonder auch die Geburtstage meiner Wenigkeit und den unseres ZugKdt. Lt Batholomäus Lacarus Erbgraf zu Khevenhüller - Metsch (heute schlicht und einfach der Fürst Khevenhüller - Metsch)  und ein weiterer Kamerad. Unser Koch hat uns eine dreiteilige Torte gezaubert. Eine mit der österreichischen Wappen, eine mit dem UNO Wappen und die dritte mit dem Familienwappen vom Bartl, wie wir unseren ZgKdt nannten. Er war ein Offizier vom Scheitel bis zur Sohle und vor allem hatte er immer ein Ohr für die Mannschaften. Am meisten freut mich, dass ich ihn nach 37 Jahren kontaktiert habe und er sofort geantwortet hat. Ein Treffen im heurigem Jahr 2024 ist vereinbart

 

 

 

Es gab ein kaltes Buffet und eine Stützpunkttorte zusätzlich. Wir brauchten schon 2 Torten, den wir hatten neben unserem Ehrengast Bartl noch WaPo's und Kdt von benachbarten Stützpunkten eingeladen. Auch sie sollten einmal die Kochkunst unseres Cookie genießen.  Es wurde auch das eine oder andere alkoholische Getränk konsumiert. Angeblich gab es bei der Heimfahrt von Bartl mit seinem Fahrer einen kleinen Unfall mit dem Pinzgauer. Nur ein kleiner Blechschaden, aber angeblich haben sie am nächsten Tag gestritten wer von ihnen gefahren sein soll. Da keine besonderen Konsequenzen zu befürchten waren haben sie sich darauf geeinigt, dass der Bartl gefahren ist.

Um Mitternacht versammelten wir uns beim Müllverbrennungsplatz. Dort hatten wir alles mögliche Brennbares aufgehäuft, mit einer Mischung aus Super Benzin und Diesel übergossen und um Punkt Mitternacht haben wir den Haufen mit Leuchtspurmunition aus  dem MG 74 in Brand geschossen. Unser Schwarzbestand an Munition wurde durch unzählige Feuerstöße aus unseren StG 77 zur Begrüßung des Neuen Jahres, etwas dezimiert. Es war ein gewaltiges Feuer, dass immer wieder zwischendurch mit Diesel befeuert wurde und bis in die Morgenstunden loderte. 

Alles im Allem waren die Feiertage für alle Beteiligten ein ganz besonderes Erlebnis. Was auch schön zu beobachten war ist die Tatsache, dass in den Feiertagen die bereits ohnehin schon vorhandene Kameradschaft nochmals auf ein ganz anderes Lebel gehoben wurde. Einen sehr großen Beitrag zum Gelingen aller dieser Feierlichkeiten hatte natürlich unser Cookie, ich muss gestehen und ich schäme mich dafür, ich habe seinen Namen vergessen. Er war aus Kärnten war damals Zgf und  ich weiß war er noch öfter im Einsatz war. Er war nicht nur ein hervorragender Koch und Zauberer sondern ein echter Kamerad.  Ich würde vieles dafür geben ihn nochmals zu treffen.

Ostern 1986 mit Pater Edwin

Pater Edwin Stadelmann eine Golan Legende. Ich möchte vorrausschicken ich bin kein religiöser Mensch, aber dieser Mann hat es geschafft, dass auch ich begann mich mit Religion auseinanderzusetzen.

Als er am Ostermontag zu uns auf 17 kam um mit uns einen Gottesdienst zu feiern war er bereits schwer gezeichnet. Die Anfahrt zu uns auf 17 war für ihn eine Tortour und trotzdem hat er sich nicht ausreden lassen. Er hatte ein eigenes Zurrgerüst aus Leder im Pinzgauer mit den er sich festschnallte damit die Erschütterungen nicht zu heftig wurden.

Seine Art, seine Bescheidenheit, seine Ausstrahlung, sein Verständnis dafür das Wort Gottes auch denen zu vermitteln die nicht daran glaubten, war schon einzigartig.

Ich denke, dass jeder der ihn so kennelernen durfte wie ich, sagen wird:" Er war ein ganz besonderer Mensch"" und ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit das ich ihn kennnelernen durfte.

Er ist viel zu früh von uns gegangen. Verstorben am 19. August 1991 in Wien. "Edwin ruhe in Frieden"

Ich weiß nicht wie aber das Bild oben hat es sogar auf Wikipedia geschafft.

Gäste auf 17

Unser Koch war in aller Munde wir bekamen unzählige Anfragen Gäste zu empfangen. Unterschiedlichste Anlässe, Geburtstage, Kommando Übergaben, Aus Checker usw. Vom HQ in Damaskus über UNTSO bis BaonsKdo. Die Gäste gaben sich beinahe die Klinke in die Hand. Nach einem Gespräch  welches Menü und welche Getränke gewünscht wurden und mit wievielen Gästen gerechnet wurde, schrieb der Koch eine Warenliste welche meist über CANLOG oder HQ (dort gab es einfach alles) angeliefert wurde. Ob es Getränke oder Lebensmittel waren, es war unglaublich was uns angeliefert wurde. Champagner, feinster Cognak und erlesene Weine, Rinderfilet, Kalbfleisch, Garnelen, Schweinefleisch vom Feinsten und und und..... Unser Vorratsraum im Shelter hätte es mit einem Sterne Restaurant aufnehmen können. Wir partizipierten natürlich davon. Keine Rede mehr vom "Ration Day" an dem wir uns von den beinahe ungenießbaren Dosen der Canadier ernähren sollten.

UNTSO Offiziere aus Finnland und Dänemark zu Gast auf 17.  Der dänische Hauptmann (Falschirmspringer - Schwinge auf der rechten Brust) war 1977 bei der Befreiung der Geiseln durch die deutsche GSG9  in Entebbe, als Unterrstützung beteiligt.

Zu meiner besonderen Freunde und Überraschung durfte ich auch meinen ehemaligen KpKdt der 3.Kp LWSR 42 Hptm Eder Ernst (rechts oben wird er gerade von unserem Koch "verzaubert"), der als UNTSO Offizier im Einsatz war, bei einer Feierlichkeit begrüßen. Wie klein doch die Welt ist.

Er kehrte von August 98 bis August 99, nun als ObstLt, als BaonsKdt des AUSBATT, zurück auf den Golan.

Ich hoffe das hier nicht der Eindruck entsteht, dass bei uns nur gefeiert wurde. Der Dienstbetrieb wurde selbstverständlich auftragsgemäß erfüllt und jeder nahm seine Aufgaben ernst. Die dienstfreie Zeit war durch unsere Veranstaltungen vielleicht etwas abwechslungsreicher als auf anderen Stützpunkten. 

Die Patrouille

Unsere Patrouille, welche wir einmal wöchtentlich zu begehen hatten, war ein Marsch von ca. 3 Stunden hin und retour. Sie führte uns Richtung Hermon Süd. Eine wunderbare Bergwanderung mit einer herrlichen Aussicht auf den Mount Hermon und umliegende Dörfer. Auf dem Patrouillenweg befand sich eine Stelle an der wunderschöne Fossilien gefunden wurden. Amoniten mit einem Durchmesser von 20 - 30 cm waren keine Seltenheit. Dies und die herrliche Landschaft war der Grund, dass wir auch auf unseren Patrouillen sehr oft Gäste hatten. Gemäß den Anfragen der Interessenten hätten wir die Patrouille jeden Tag gehen können.

Sonstiger Alltag am Stützpunkt

POLOG versorte uns zuverlässig mit frischem, stark chlorierten Wasser. Als Dank gab's immer Kaffee und wenn vorhanden Kuchen für den Fahrer.

Auch der Friseur besuchte uns regelmäßig.

Agregat Inspektion durch den KdoGrpKdt VzLt Seidl (ich hoffe ich erinnere mich richtig an seinen Namen)

Beförderung eines Kameraden durch KpKdt Hptm Hauzar mit StKdt Pos 30 VzLt Keplinger

Hptm Hauzar war ein Mann aus Salzburg der bei seiner Ankunft, beim ersten Briefing mit den Stützpunkt Kommandanten erstmal für Aufregung sorgte. Er kritisierte die äußerst schlampige Adjustierung und den schlechten Schuhputz der Truppe. Dies müsse sich sofort ändern. Auch wenn wir im Krieg sind muss das äußere Erscheinungsbild tip top sein. Dies nahmen wir erstmal zur Kenntnis und ließen ihn ab sofort anrennen. Er wurde praktisch auf seinem Kdo Stützpunkt isoliert. Keine redete mit ihm, außer dienstliches und in der Freizeit war er völlig abgeschottet. Es dauerte, glaube ich 8 oder 10 Tage. Ich erinnere mich noch wie heute. Es war gegen 19:00 Uhr als der Pinzgauer mit ihm als Fahrer bei mir am Stützpunkt ankam. Ich erstatte Meldung, er winkte ab drückte mir eine Flasche Red Label in die Hand und sagte: "Ich glaube wir hatten einen schlechten Start, wir sollten nochmal von vorne beginnen" Ich reichte ihm die Hand wir gingen in den Stützpunkt, tranken ein paar Gläser zusammen und starteten von vorne. Dieses Ritual führte er auf sämtlichen Stützpunkten durch und ab da war er akzepiert und ich glaube, dass jeder der 3. Kp für ihn durch Feuer gegangen wäre. Ein unglaublich kompetenter Offizier. Seine Adjustierung ließ jetzt auch zu wünschen übrig. Ich habe nie wieder einen Offizier gesehen der mit derart dreckigen Schuhen die Geckos bei ihrer Ankunft im Camp begrüßt hat, begleitet vom standartmäßigem "Spiel mir das Lied vom Tod" das aus den Lautsprechern plärrte. 

Als Soldat im Einsatz hat man natürlich auch die Verpflichtung sich köperlich fit zu halten. Laufen gestaltete sich gar nicht so einfach. Man konnte nicht einfach aus dem Stützpunkt laufen. Erstens mußte man außerhalb des StP immer ganz deutlich als UNO Soldat erkennbar sein. Heisst Uniform, blaue Kappe und auf Parouille auch noch eine blaue Signaljacke und eine UNO Flagge war mitzuführen. Zweitens beim Verlassen des Stützpunktes war die Waffe am Mann und Drittens durfte man sich nur auf "gecheckten" Wegen bewegen. Ein Schritt daneben konnte Verstümmelung oder Tod bedeuten. Daher war das Laufen auf den Bereich innerhalb des Zaunes beschränkt.

Alltägliche Begegnungen mit Einheimischen am Zaun. Hirten, Jäger, Beduinen welche herumzogen mit ihren Herden. Meistens wollten sie Wasser oder andere Lebensmittel wie Brot oder Eier. Der eine unten am Bild mit der Pistole wollte uns seine "Makarov 9 mm" verkaufen. Der Preis 2 Stangen Marlboro. Wir lehnten danken ab. Gerade in den Anfagsjahren des AUSBATT waren etliche umherziehende Einheimische Opfer der allgegenwärtigen Minen.

Unser Stützpunkthund - Segen und Tragödie

Jeder Stützpunkt hatte natürlich auch einen Stützpunkt - Hund. Wir hatten zuerst eine Hündin. "Shila" war schon auf 17 als ich ankam. Kurz nachdem ich das Kdo auf 17 übernahm warf sie ein Junges. Einen Rüden, den wir "Chivaz Regal" tauften. Wie es überhaupt passieren konnte, dass sie gedeckt wurde war uns ein Rätsel. Es konnte nur bei einem der Patroillengänge passiert sein Jetzt standen wir vor einem Dilemma. Wir durften nur einen Hund haben. Nach Möglichkeit sollte es ein Rüde sein, eben um die unkontrollierte Vermehrung zu verhindern. Wir versuchten eine Lösung innerhalb der Stützpunkte zu finden, Aber jeder StP hatte schon einen Hund. Leider mußten wir eine Entscheidung treffen. Die gemeinsame Entscheidung viel auf "Chivaz Regal" als StP Hund. Als Kommandant wollte ich diese Belastung nicht auf  meine Männer abwälzen und erschoss und  entsorgte unsere Shila. Tagelang war getrübte Stimmung auf dem Stützpunkt.

Alltag auf 17

Ein mir unerkärliches Phenomen sind die folgenden Bilder. Man findet sie in jedem Forum auf jeden Stützpunkt. Die Rambo Bilder. Rambo 1 erschien 1982 also zeitnah zu meinem Einsatz, aber dieser Trend setzte sich auch Jahre später noch fort. Erst recht bei uns. Rambo war unser Hero, unverletzlich, unsterblich alle wollten wir ein bißchen wie er sein, wenn auch nur für die Bilder.

Faschingdienstag

Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Es gab nur eine Pflicht - Kostümpflicht. Unser Koch hat sogar das Essen bunt gemacht 

Gopher Hole 1986

Die Gopher - Hole ist eine Einsatzübung die bei jeder Rotation durchgeführt wird, um die Einsatzfähigkeit den Baons zu überprüfen. Es gibt verschiedenste Einsatzszenarien auf die, die Truppe reagieren muss. Ich wurde mit ein paar anderen Offizieren und Unteroffizieren durch den BaonKdt ObstLt Brell zum Schiedsrichter bestellt. Wir beurteilten also die Reaktion der Kommandanten und der Truppe auf die verschiedenen Szenarien. Unter anderem, ein Minenunfall an der A Linie. 

Besuch am Panzerfriedhof

Die stummen Zeugen einer Panzerschlacht des letzten Krieges. Die Israelis vernichteten hier ein ganzes syrisches PzBaon.

Falling Plate und Besuch beim FINNBAT

Jeder Soldat mußte natürlich auch Schießübungen im scharfen Schuß absolvieren. Dies geschah auf einem syrischen Schießplatz. Die finnischen Kameraden hatten dort einen Zugsgefechtstand. Der privater Fuhrpark der Finnen war schon sehenswert. Die Finnen waren immer ein Jahr im Einsatzraum und konnten, ähnlich wie bei uns, ihre Karossen nach einem Jahr als Übersiedlungsgut, steuerfrei, nach Hause bringen. Auch bekamen sie einen Sold Vorschuß um die Autos auch bezahlen zu können

Bald heißt es Abschiednehmen

Der Abschied rückte näher. Unser Cookie hatte die Idee angeregt die Camp Crew, das KpKdo und Pater Edwin als Danke für die gute Zusammenarbeit zu einem Champagner - Frühstück einzuladen. Bei einem seiner letzten Off Days besortge er in Damaskus feinsten russischen Kaviar und Gänseleber. In unserem Vorratsraum waren noch einige Flaschen Champagner also stand dem Fest nichts mehr entgegen. Und es sollte legendär werden.

Ehrungen und Medal Parade 1986

Jeder Einsatz endet einmal. Bei mir war es Mitte Juni 1986 soweit meinen Trosssack zu packen. Vor der Abreise gab es  für die "Wiederholungstäter" ,von denen ich auch einer war, vom KpKdt noch die Silbernummer (Anzahl der Einsätze am Golan) zur Medaille "In the Service of Peace" und Ehrenurkunden für besondere Verdienste um die 3. Kp.

Im Camp Faouar fand dann die große Medal Parade und die Auschecker - Feier statt.

Am 18.06.1986 gegen Mittag verabschiedete ich mich von meiner Crew die nun unter dem Kdo meines 51er OWm. Rosenthal weiterhin Dienst auf "meiner" 17er verrichteten. Ich muss zugeben so groß die Vorfreude auf Zuhause war, so traurig war der Abschied. Als ich mit dem Pinzgauer abgeholt wurde war der Stützpunkt vollzählig angetreten und ich wurde mit 21 Salut Schüssen verabschiedet. Es war ein sehr bewegender, unvergesslicher Augenblick.

 

Mein Resümee: Ich bin sehr froh, damals als junger Mann diese Entscheidung getroffen zu haben mich auf diese Einsätze einzulassen. Es war eine unglaubliche Lebenserfahrung fern der Heimat in einer völlig fremden Kultur in relativ einfachen Verhätnissen, einen kleinen Beitrag zum Weltfrieden geleistet zu haben. Die Kameradschaft welche dort unten gelebt wurde war unvergleichlich. Das einzge das ich bereue ist, dass wir uns aus den Augen verloren haben.

 

Ich bin auch sehr stolz darauf mich wegen meines Einsatzes für den Frieden, Friedensnobelpreisträger nennen zu dürfen.

 

Heute bin ich einfaches Mitglied der Vereinigung der österreichischen Peacekeeper und Mitglied in einigen FACEBOOK Gruppen der ehemaligen Kameraden. Bei den verschiedensten Treffen lebt die Kameradschaft wieder auf und es kann auch passieren, dass man ganz plötzlich und völlig unerwartet einen Kameraden von damals trifft. So geschehen 2023 nach 37 Jahren als ich plötzlich dem damaligen Löwe 16/50 also dem Kdt der Position 16 Karl Renner gegenüberstand. Gänsehaut pur. Ein Treffen mit Austausch von Erinnerungen ist für März 2024 geplant.

 

Löwe 16/50 Karl Renner und Löwe 17/50 Christian Hauser 1986 und 2023 Wiedersehen nach 37 Jahren.

Selbstverständlich habe ich auch die anderen Stützpunkte besucht und Land und Leute kennen- und lieben gelernt. Diese Bilder und Berichte findet ihr auf der Seite "Das AUSBATT in den 80igern" und auf der "Seite Land und Leute".